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Reduzierung des CO2-Fußabdrucks durch veränderte Fütterung und Zucht

Der Umstieg auf eine andere Rasse, die Reduzierung des Futterproteins und die Verbesserung der Futterqualität haben dazu beigetragen, dass sich ein kleiner Betrieb der Grafschaft Cheshire in Bezug auf den CO2-Fußabdruck unter den besten 10 % in ganz Großbritannien wiederfand.

Einen niedrigen CO2-Fußabdruck anzustreben, mag mühsam erscheinen. Eigenen Aussagen zufolge haben die Cheshire-Landwirte Stephen und Christine Pickles es dennoch geschafft, und zwar indem sie einfach versuchten, effizient zu sein.

Der Lohn für ihre Mühen lässt sich an ihrer Platzierung als einer der führenden Betriebe im „Arla Klimacheck--Ranking“ ablesen; ihr CO2-Fußabdruck liegt bei 0,98 kg CO2-Äquivalent pro Liter produzierter Milch. Im Vergleich dazu liegt der Arla-Durchschnitt bei 1,14 kg, der britische Durchschnitt bei rund 1,25 kg und der weltweite Durchschnitt bei weit über 2 kg CO2 pro Liter.

Dadurch bleibt den Pickles nicht nur ein zusätzlicher Cent pro Liter nur aufgrund der Teilnahme, sondern die durch das Programm geförderten Effizienzgewinne haben auch das Geschäftsergebnis des Betriebs drastisch verbessert.

Die Effizienzsteigerung ging in die entscheidende Phase, als die Familie 2017 auf die Valley Farm in Goostrey zog. Zu ihrem Glück kamen sie für den 173 Acre großen Gemeindebetrieb infrage, den sie durch die Pacht weiterer 80 Acre erweitern konnten, darunter 50 Acre für Mais.

Nachdem Stephen als ursprünglicher Herdenhalter weitere Sprossen der landwirtschaftlichen Karriereleiter erklommen hatte, begann er erst 2001 mit einer eigenen Landwirtschaft. Zunächst wurden ihm und Christine 34 Acre zugeteilt, die sie als ihren ersten Betrieb mit 30 Kühen bestockten. 2003 sicherten sie sich einen 132 Acre  großen Pachthof von der Grafschaftsverwaltung Cheshire. Nach 14 mühevollen Jahren – zunächst mit einer flexiblen Herde und später durch Züchtung ihrer eigenen Remontetiere – hatten sie Glück mit der Valley Farm, als ihr vorheriges Pachtverhältnis endete.

Hier begannen sie mit ihren 120 Holstein und letztlich auch damit, ihre Effizienz und Rentabilität zu hinterfragen.

Pickles UK ProCROSS

Umstellung auf Herbstkalbung

„Wir dachten, wir könnten unsere Rentabilität durch die Umstellung auf Herbstkalbung verbessern, da wir einige schwierige Jahre erlebt hatten, insbesondere im nassen Sommer und langen Winter 2012/13, als das Futter knapp wurde“, erläutert Stephen ihren Entschluss. „Das ganze Jahr über kalbende Kühe wurden nachts im Stall mit einer vollständigen Mischration gefüttert und standen tagsüber auf der Weide, was sie unseren Beobachtungen zufolge eher zu selektiven Weidetieren machte.“

Die Milchleistung lag zum Zeitpunkt des Umzugs durch Zufüttern bei etwa 1.600 Litern, verbesserte sich jedoch mit der Umstellung der Herde auf Herbstkalbung. Dabei wurde nur im Winter auf eine TMR umgestellt und im Frühjahr, Sommer und Herbst voll geweidet (plus Kraftfuttergaben während des Melkens). Allerdings hatten wir Schwierigkeiten, die Inhaltsstoffe auf einem für unseren Arla-Vertrag akzeptablen Wert zu halten; damals produzierten wir 9.100 Liter mit 4,2 % Fett und 3,3 % Eiweiß“, sagt Stephen.

Pickles UK ProCROSS

Bahnbrechend

Die bahnbrechende Wende kam, als die Familie beschloss, die Rassemerkmale ihrer Herde zu ändern, um die Inhaltssstoffe der Milch anzuheben und gleichzeitig die Produktionskosten zu senken. Ich habe mehrere Artikel über das Drei-Rassen-Kreuzungssystem ProCROSS gelesen, das Holstein, Montbéliarde und VikingRed in einer Zuchtrotation einsetzt“, sagt er. „Ich habe mit Chris Stone von VikingGenetics gesprochen und auf seinen Rat hin begannen wir, unsere Holstein mit Montbéliarde zu kreuzen. Diese Kreuzung wurde dann weiter mit einem VikingRed-Bullen besamt, von dem der Weg wieder zurück zum Holstein führt.“

Chris Stone erklärt: „Durch die kontinuierliche Beibehaltung der Drei-Rassen-Kreuzung bleiben die Vorteile der hybriden Vitalität auf unbestimmte Zeit erhalten, die bekanntermaßen vor allem die Gesundheit und Fruchtbarkeit verbessern.

„Ebenso wichtig ist die Auswahl genau dieser drei Rassen, die sich hervorragend ergänzen“, sagt er. „Die Holstein bringen Produktions- und Eutermerkmale ein, die Montbéliarde sorgen für Fruchtbarkeit, Körperzustand und Kraft und die VikingRed für gute Kalbemerkmale, Eutergesundheit und Fruchtbarkeit.

„Darüber hinaus ergänzen die drei Rassen einander im Exterieur und tragen so dazu bei, dass die Größe der Herde einheitlich bleibt und sich leichter managen lässt“, fügt er hinzu. Wir erkannten sofort ihr Potenzial“, sagt Stephen, der auch einige  ProCROSS-Rinder kaufte, um die Dinge zu beschleunigen.

„Die Kälber sind kräftiger“, fügt Christine hinzu, die sich das Melken mit Stephen teilt, für die Kälberaufzucht verantwortlich ist und bei den gekreuzten Kälbern eine Nullsterblichkeit während der ersten 24 Lebenstage erreicht hat.

Pickles UK ProCROSS

Mehr und mehr Inhaltsstoffe

Da die Drei-Rassen-Kreuzungen nun bereits 70 % der Herde ausmachen, liegt die Produktion heute bei 9.350 kg mit 4,52 % Fett und 3,48 % Eiweiß (12-monatiger Durchschnitt), während die Inhaltsstoffe in diesem Herbst auf 4,81 % Fett und 3,51 % Eiweiß gestiegen sind.

„Ihre Leistung verbessert sich immer weiter, je mehr ProCROSS-Färsen kalben“, sagt Stephen. Besonders erfreulich war die Tatsache, dass diese Leistung bei geringerer Futteraufnahme und reduzierter Proteinfütterung erreicht wurde.

„Die Futterverwertungseffizienz (FVE) ist einer der wichtigsten Faktoren eines niedrigen CO2-Fußabdrucks, und in diesem Bereich hat der Betrieb gut abgeschnitten“, sagt Stephen und stellt fest, dass der gesamte „Klimacheck“-Prozess von Promar-Beratern erleichtert wird.

Weniger Kraftfutter und Protein

Das spiegelt die Verringerung beim Kraftfutter von 3,1 auf 2,7 Tonnen pro Kuh und Jahr sowie eine Reduzierung des Gesamtproteins der TMR von 17,5 % auf 16,5 % wider, die durch die Änderung der TMR-Zusammensetzung von 22 % auf 18 % Protein erreicht wurde. Gefüttert wird die TMR zur Erhaltung von plus 28 Litern, mit bis zu 6 kg 18 %-igen Proteinzusatz/Tag im Melkstand.

„Ich war gespannt, ob wir das Protein der Gesamtration reduzieren konnten, was meines Wissens unseren CO2-Fußabdruck reduzieren würde. Deshalb haben wir im Winter 2019/20 damit begonnen“, sagt Stephen.

Bisher haben wir keinen Rückgang in Leistung, Gesundheit oder Fruchtbarkeit festgestellt; wenn überhaupt kam es stattdessen zu einer Verbesserung der Inhaltsstoffe“, sagt er.

„ProCROSS-Rinder sind für ihre hohe Futterverwertungseffizienz bekannt“, fügt Chris Stone hinzu. „Untersuchungen der Universität Minnesota haben gezeigt, dass sie pro Kilogramm Trockenmasse 8 % mehr Inhaltsstoffe produzieren als Holstein-Rinder.“

„Unserer Ansicht nach sind sie bessere Futterverwerter“, bestätigt Stephen, der anmerkt, dass der Kraftfutterverbrauch von 0,34 kg/Liter auf 0,29 kg/Liter gesunken ist.

Laut Chris hätten darüber hinaus dänische Studien kürzlich gezeigt, dass gekreuzte Herden weniger Methan produzieren.

„Das hat viel mit ihrer langen Lebensdauer und den niedrigen Remontierungsraten im Vergleich zu reinrassigen Rindern zu tun“,  sagt er.

Pickles UK ProCROSS

Auch der Betrieb der Pickles untermauert diese Beobachtung. Langlebigkeit und Fruchtbarkeit haben ihre Remontierungsrate auf 21 % gesenkt, wodurch in den kommenden Jahren der Verkauf von etwa 30–40 Färsen möglich wird.

Auch beim CO2-Audit bezüglich Fruchtbarkeit schneidet er gut ab, und seiner Meinung nach besteht weiteres Verbesserungspotential.

„Das Alter von 24 Monaten beim ersten Kalben ist eine deutliche Aussage, trotzdem streben wir gegenwärtig eine Verringerung auf 23 Monate an“, führt er aus. „Es ist schwer, ihr Alter zu glauben, wenn man sie unter zwei Jahren sieht – sie sind definitiv stärker.“

 

Röhrchen pro Konzeption

Während die Verwendung von gesextem Sperma zugenommen hat, sank die Gesamtverwendung von Sperma ebenfalls drastisch von 2,8 auf 1,5 Röhrchen pro Konzeption. Das wird bei allen Färsen und den besten 25 % der Kühe so gemacht; der Rest wird entweder mit konventionellem Milchvieh- oder Fleischbullensperma besamt.

„Alle Milchbullenkälber, die wir aus der ProCROSS-Zucht haben, weisen höhere Werte auf als Holsteinkälber“, sagt er. „Männliche Tiere von Milchrassen werden im Alter von vier Wochen für etwa 130 £ verkauft, im Vergleich zu 80 £ zuvor, und British Blue-Bullen werden für etwa 300 £ verkauft.“

Auch der allgemeine Gesundheitszustand hat sich drastisch verbessert, was sich insbesondere an der Verringerung der Lahmheit festmachen lässt.

„Wir sehen viel weniger Lahmheit und eine viel bessere Klauengesundheit – Mortellaro ist heute selten und die Klauen scheinen viel härter“, berichtet er. Das spiegelt sich in den Tierarzt- und Medikamentenkosten wider, die sich seit 2017 von 1,4 p/Liter um fast die Hälfte auf heute 0,73 p/Liter verringert haben.

Pickles UK ProCROSS

4.100 Liter Milch aus Raufutter

Auchdie Milch aus Raufutter hat sich spürbar erhöht und liegt nun bei beeindruckenden 4.100 Litern oder 44 %. Die Verbesserung der Raufutterumwandlung ist nicht nur dem Vieh selbst zuzuschreiben, sondern auch der rotierenden Beweidung und dem Wechsel von drei zu vier Futterschnitten, wodurch die verstoffwechselbare Energie (ME), das Protein und die Futternutzung erhöht wurden.

Der Stickstoffverbrauch wurde ebenfalls als effizient eingestuft, verbessert sich jedoch weiter, da der betriebliche Miststreuer mit seiner ineffizienten Kratzwand durch eine Streuwalze mit Schleppschuh oder flacher Scheibeninjektion ersetzt wird.

Fazit:

Die Pickles sind in finanzieller Hinsicht mit den Auswirkungen zufrieden, die der Fokus auf den CO2-Fußabdruck auf ihr Betriebsergebnis hat. Der Spielraum gegenüber gekauftem Futter beträgt jetzt 2.120 £ pro Kuh und Jahr, was sich in Gewinn niederschlägt.

In Zukunft möchten sie den zugekauften Dünger mehr und mehr reduzieren, auf das Pflügen sowie vollständig auf Soja verzichten und erneuerbare Energie weiter ausbauen.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagen sie. „Seit wir vor zwei Jahren damit begonnen haben, diesen Prozess zu beobachten, konnten wir feststellen, dass der Betrieb umso effizienter ist, je geringer sein CO2-Fußabdruck ausfällt.“

 

Fakten zur Valley Farm

  • 160 Milchkühe in der Umstellung von Holstein auf ProCROSS
  • 173 Acre großer Pachtbetrieb mit zusätzlichen 80 Acre
  • Blockweises Herbstkalben vom 1. September bis Anfang Dezember
  • 350 kg mit 4,52 % Fett, 3,48 % Eiweiß (12-Monats-Durchschnitt)
  • Unter den besten 10 % (2020) beim CO2-Fußabdruck im Arla Climate Check

Hauptaugenmerk CO2-Fußabdruck

  • Verbesserte Futtereffizienz von 0,34 auf 0,29 kg Kraftfutter/Liter
  • Reduzierung des Rohproteins in der TMR von 17,5 % auf 16,5 %
  • Erhöhte Silage- und Grasqualität auf ME ≥12 MJ/kg TM
  • Reduziertes Alter beim ersten Kalben von 24 Monate und niedriger
  • Gesundheits- und Fruchtbarkeitssteigerung, Reduzierung von Produktivitätsverlusten
  • Reduzierung des zusätzlichen Stickstoffs durch besseres Mistmanagement
 Pickles UK ProCROSS

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